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Kirchliche Verwaltungsstrukturen in Mecklenburg

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Grundlagen


Am 1.1.1571 wurde zu Güstrow eine kirchliche Ordnung erlassen, die "Constitution der Herzogen zu Mecklenburg etc., wie es hinfüro mit den Superintendentzen, auch Kirchen, Patronen etc. in J. F. Gnaden Landen gehalten werden soll."
In dieser "Superintendentenordnung" wird das Land in sechs Superintendenturkreise geteilt (Wismar, Güstrow, Parchim, Schwerin, Rostock, Neubrandenburg). Damit fand erstmalig eine Abgrenzung der einzelnen Amtsbezirke statt. Die Struktur und ihre Veränderungen sind im Staatkalender nachlesbar, für Mecklenburg-Schwerin ab 1777, für Mecklenburg-Strelitz kurz darauf.
Der Kalender 1803 beispielsweise schreibt (in originaler Rechtschreibung):

Kirchliche Topographie und Bevölkerung der Herzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Lande

... Nach Ordnung der KirchenKreise und Präposituren, sind hier alle eingepfarrten Oerter jedes Kirchspiels, in alphabetischer Reihe, unter ihre Parochien vertheilt; diese ... folgen mit ihren Kirchen-Patronen zur Seite, in ihrer CircularOrdnung aufeinander. ... A) Mecklenburgscher KirchenKreis ... B) Parchimscher KirchenKreis ... C) Güstrowscher KirchenKreis ... D) Rostockischer Kirchenkreis E) Fürstenthum Schwerin ... F) Stadt Rostock ... G) Stadt und Herrschaft Wismar ...


Superintendenturen


Für die kirchliche Struktur war die Zuordnung der Probsteien zu den (Landes-) Superintendenturen wichtig. Die Intendenturen, als auch die Zuordnung von Probsteien wechselte im Laufe der Geschichte:

  • 1774 Gründung der Superintendenturen Doberan und Sternberg
  • 1779 Aufhebung der Superintendentur Doberan, es blieben (von Rostock und Wismar abgesehen) Güstrow, Parchim, Schwerin und Sternberg
  • 1794 Präpositurentausch zwischen Sup. Güstrow, Schwerin und Sternberg
  • 1848 Sup. Sternberg aufgelöst, Sup. Doberan wieder gegründet, Sup. Malchin neu gegründet
  • 1909 Sup. Wismar in eine Landessup. umgewandelt

Zuordnung von Probsteien zu Superintendenturen (Stand ca. 1930)


Sup. Doberan
1774: Bukow, Doberan, Gnoien, Lübow, Mecklenburg, Ribnitz, Schwaan. (Bukow, Doberan, Lübow und Mecklenburg 1779 zu Schwerin; Gnoien, Ribnitz und Schwaan zu Güstrow. Bei der Neuordnung 1794 blieb Mecklenburg bei Schwerin, die übrigen 1794 zu Sternberg).
1848: Bukow, Doberan, Lübow, Marlow, Ribnitz, Schwaan. (Lübow bis 1909, dann zu Wismar).
1924: Bukow, Bützow, Doberan, Marlow, Ribnitz, Schwaan. (Bützow seit 1909).

Sup. Güstrow
1775: Goldberg, Güstrow, Malchin, Penzlin, Plau, Röbel, Teterow. (Malchin, Penzlin und Röbel bis 1848, dann zu Malchin; Plau bis 1848, dann zu Parchim, doch 1909 wieder zurück zu Güstrow). Seit 1779 Lüssow (neu errichtet).
Von 1779 - 1794 ferner: Gnoien, Ribnitz, Schwaan (bis 1779 zu Doberan, 1794 zu Sternberg; Gnoien seit 1848 wieder zu Güstrow).
Von 1839 - 1911: Krakow (1839 errichtet, 1911 wieder eingegangen).
Von 1842 - 1848: Malchow, Stavenhagen (1842 neu errichtet, 1848 zu Malchin; Malchow seit 1909 wieder zu Güstrow).
Von 1848 - 1909: Bützow, Sternberg (Bützow bis dahin zu Schwerin, 1909 zu Doberan; Sternberg vorher zu Sternberg, 1909 zu Wismar).
1924: Gnoien, Goldberg, Güstrow, Lüssow, Malchow, Plau, Teterow, (Gnoien seit 1848, Malchow und Plau seit 1909).

Sup. Malchin
1848: Malchin, Malchow, Neukalen, Penzlin, Röbel, Stavenhagen, Waren. (Malchow bis 1909, dann zu Güstrow).
1925: Malchin, Neukalen, Penzlin, Röbel, Stavenhagen, Waren.

Sup. Parchim
1775: Crivitz, Grabow, Hagenow, Lübz, Neustadt, Parchim, Waren, Wittenburg. (Hagenow und Wittenburg bis 1848, dann zu Schwerin; Waren bis 1848, dann zu Malchin).
Von 1842 - 1848 ferner: Lübtheen und Meteln (errichtet 1842, wieder eingegangen 1848).
Von 1848 - 1909: Plau (vorher und nachher zu Güstrow).
1925: Boizenburg, Crivitz, Grabow, Lübz, Ludwigslust, Neustadt, Parchim (Ludwigslust seit 1848, neu errichtet; Boizenburg seit 1909).
Sup. Schwerin
1775: Bützow, Schwerin. (Bützow bis 1848, dann zu Güstrow, 1909 zu Doberan).
Von 1779 - 1794 ferner: Bukow, Doberan, Lübow (vorher zu Doberan, 1794 zu Sternberg. Bukow und Doberan 1848 zu Doberan; Lübow gleichfalls 1848 zu Doberan, 1909 zu Wismar).
Von 1779 - 1909: Mecklenburg. (vorher zu Doberan, 1909 zu Wismar).
Von 1794 - 1909: Boizenburg, Gadebusch, Grevesmühlen (vorher zu Sternberg; Boizenburg 1909 zu Parchim, Gadebusch und Grevesmühlen 1909 zu Wismar).
Von 1842 - 1909: Klütz (neu errichtet, 1909 zu Wismar).
1925: Hagenow, Schwerin, Wittenburg. (Hagenow und Wittenburg seit 1848).

Sup. Wismar
bis 1909: Wismar, Kirchdorf, Neukloster, Groß Tessin)
seit 1909: Gadebusch, Grevesmühlen, Klütz, Lübow, Mecklenburg, Sternberg, Wismar.

Sup. Rostock
  eigene Sup. der Stadt Rostock

Achtung


Wenn historische Strukturen gemeint sind (d. h. Willgeroth und zuvor) wird im Folgenden von

Superintendentur => Präpositur => Pfarre

geredet, die aktuellen Strukturen sind

Kirchenkreis => Propstei => Kirchengemeinde

Derzeit wird die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburg in die Kirchenkreise Güstrow, Parchim, Rostock, Stargard und Wismar unterteilt.

Bei der Zuordnung von Pfarren zu Präposituren müssen in einigen Fällen Mehrdeutigkeiten beachtet werden. Folgende Pfarren kommen in Mecklenburg mehrfach, also in verschiedenen Präposituren vor: Kambs (Röbel, Schwaan), Lübsee (Güstrow, Gadebusch), Neuenkirchen (Neubrandenburg, Wittenburg), Parum (Lüssow, Wittenburg), Satow (Malchow, Doberan), Vietlübbe (Gadebusch, Plau).


Literatur

  • N. N.: (Groß-)Herzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalender
    Schwerin 1(1776) - 143(1918)

    Die Staatskalender (nach 1918 Staatshandbuch, dann unregelmäßiges Erscheinen) dokumentieren wichtige Fakten des Landes in dem jeweiligen Jahr. Das sind z. B. die Genealogie des fürstlichen Hauses, die Namen staatlicher Angestellter.
    Weitere Stichworte: Superintendenturen, Kirchenkreise, Präposituren, Universitäten, Stadt- und Landschulen, Klöster, Polizei, Justiz und Gerichte, Postrouten, Land- und Wasserstraßen, Städte, Ämter und zugeordnete Ortschaften, kirchliche Topographie, ...
    Der Inhalt des Kalenders wurde über die Jahre den aktuellen Gegebenkeiten angepaßt.

  • N. N.: (Groß-)Herzoglich Mecklenburg-Strelitzischer Staatskalender
    Neustrelitz, 1792 - 1915

  • Willgeroth, Gustav: Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege
    Erster Band 1924, zweiter Band 1925, dritter Band 1925, Anhang 1926, Nachtrag 1933, Ergänzungsband 1937
    Wismar 1924 ... 1937

    Dieser Klassiker hat die Biographien der mecklenburgisch-schwerinschen Pastoren zum Inhalt.

  • Krüger, Georg: Die Pastoren im Fürstentum Ratzeburg
    Schwerin 1899

  • Krüger, Georg: Die Pastoren im Lande Stargard (Großh. Meckl.-Strelitz) seit der Reformation
    Aufsatz in Jahrbuch 69
    Schwerin 1904

  • Schmaltz, Karl: Kirchengeschichte Mecklenburgs
    Eine Darstellung der Kirchengeschichte in drei Bänden: 1. Band: Mittelalter (SN 1935), 2. Band: Reformation und Gegenreformation (SN 1936), 3. Band (B 1952)
    Schwerin bzw. Berlin 1935 - 1952

  • Stuhr, Friedrich: Die Kirchenbücher von Mecklenburg-Schwerin
    Aufsatz in Jahrbuch 60
    Schwerin 1895

  • Krieg, R.: Die Kirchenbücher von Mecklenburg-Schwerin
    Aufsatz in Jahrbuch 67
    Schwerin 1902

  • Krieg, R.: Die Kirchenbücher von Mecklenburg-Strelitz
    Aufsatz in Jahrbuch 68
    Schwerin 1903

  • Endler, C. A., Albrecht, E.: Mecklenburgs familiengeschichtliche Quellen
    Aus Mecklenburgs Volkstum und Geschichte
    Hamburg 1936

  • Uhlemann, D., Hesse, H.: Die mecklenburgischen Kirchenbücher im Domstiftsarchiv Ratzeburg
    Ratzeburg, Mannheim 1996

  • Gronau, Hans-Dietrich: Orte und Kirchspiele in Mecklenburg
    Tellow 1999
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